Innovationen und Herausforderungen im Werkzeugbau

Artikel vom 22. Januar 2025
Aus- und Weiterbildung, Veranstaltungen

Rund 60 Vertreterinnen und Vertreter aus der Werkzeug- und Formenbaubranche trafen sich am 4. Dezember 2024 bei der Walter AG in Tübingen zum »Treffpunkt Werkzeugbau« des VDWF, um über Innovationen, Marktanalysen und zukunftsweisende Strategien zu diskutieren. Im Fokus standen praxisnahe Lösungsansätze, Nachhaltigkeitsinitiativen und die Chancen der Digitalisierung für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Branche.

Bild: VDWF.

Bild: VDWF.

Vom Wendeschneidplattenhersteller zum Vollanbieter

Christian Hämmerle von der Walter AG unterstrich die Bedeutung prozesssicherer Standardwerkzeuge für den Werkzeugbau. Seit der Erweiterung des Produktportfolios im Jahr 2008 hat sich Walter als Vollanbieter positioniert und seit 2021 ist die Sparte Werkzeug- und Formenbau ein strategisches Geschäftsfeld für den Werkzeughersteller. Zuverlässigkeit und kontrollierbarer Verschleiß stehen dabei für Anwender aus der Branche im Vordergrund. Beides sind entscheidende Faktoren für die hohe Präzision im Schlichtprozess.

Christian Hämmerle, Industry Driver Mould & Die bei Walter (Bild: VDWF).

Christian Hämmerle, Industry Driver Mould & Die bei Walter (Bild: VDWF).

Auf der Veranstaltung umriss Hämmerle das breite Werkzeugportfolio für die unterschiedlichen Bearbeitungsaufgaben im Werkzeug- und Formenbau. Im umfangreichen Standardprogramm findet der Werkzeug- und Formenbau für nahezu alle Bearbeitungsaufgaben ein passendes Werkzeug. Besonders betonte er die innovative »Accure-tec«-Technologie zur Schwingungsdämpfung, die bei langen Auskragungen eine erhöhte Prozesssicherheit gewährleistet – ein entscheidender Vorteil im Werkzeugbau.

Im Walter Technology Center konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Leistungsfähigkeit der Präzisionswerkzeuge überzeugen.

Albert Reichert, Manager Technology Center, bei der Führung durch das moderne Technologie-Center (Bild: VDWF).

Albert Reichert, Manager Technology Center, bei der Führung durch das moderne Technologie-Center (Bild: VDWF).

Sichtbarkeit und Weiterbildung im Fokus

VDWF-Geschäftsführer Ralf Dürrwächter präsentierte die wachsende Bedeutung des VDWF mit über 400 Mitgliedsunternehmen.

Ralf Dürrwächter, Geschäftsführer VDWF (Bild: VDWF).

Ralf Dürrwächter, Geschäftsführer VDWF (Bild: VDWF).

Neben einer starken Präsenz auf Messen, in diesem Jahr z. B. auf der Moulding Expo vom 6. bis 9. Mai in Stuttgart, bietet der Verband inzwischen sechs berufsbegleitende Studiengänge an. Ziel sei es, nicht nur die Aus- und Weiterbildung, sondern auch die Sichtbarkeit der Branche zu stärken.

Wegweiser für den wirtschaftlichen Erfolg

Jürgen Bobretzky von der 2019 gegründeten Marktspiegel Werkzeugbau eG beleuchtete die wirtschaftliche Lage der Branche. Während Eigenkapitalquoten und Ebit-Margen 2024 rückläufig waren, konnten Betriebe den Kundenstamm diversifizieren und Neukunden gewinnen.

Mit dem digitalen Tool »Marktspiegel 2.0« plant die Genossenschaft eine innovative Plattform, die datenbasierte Entscheidungen durch KI-gestützte Analysen erleichtert. Ziel ist es, die wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen langfristig zu sichern. Die eigene Datenlage soll dabei als eine Art digitaler Zwilling eines Unternehmens fungieren. Insgesamt erhofft sich die Genossenschaft durch die vereinfachte Dateneingabemöglichkeit und die KI-gestützte Auswertung als Ergebnis auch einen Geschäftsklimaindex für die Branche.

Die Leistungen der Genossenschaft sind mittlerweile nicht nur für den Werkzeug- und Formenbau zugänglich, sondern auch für Spritzgießer. In diesem Jahr soll noch die Stanz- und Umformtechnik von den Datenauswertungen profitieren.

Marketing und PR: Ein Muss für die Branche

Richard Pergler von Pergler Media betonte die Dringlichkeit des strategischen Marketings für die Unternehmen im Werkzeug- und Formenbau. In einer Branche, die sich stark verändert hat, sei eine gezielte PR-Arbeit unverzichtbar, um Kunden und Märkte zu erschließen. Der Werkzeug- und Formenbau müsse sich stärker positionieren, um den globalen Wettbewerb zu meistern und die Margen zu sichern.

Effizienzsteigerung: Schlüssel zur Rentabilität

Markus Rausch von Tebis Consulting zeigte auf, wie Betriebe durch Prozessoptimierung und eine gezielte Strategie zur Maschineneffizienz ihre Rendite steigern können. Der Fokus liegt dabei auf der Spindellaufzeit, die mit durchschnittlich 2000 Stunden deutliches Optimierungspotenzial birgt. Beispiele wie standardisierte Bauteile und optimierte CAD/CAM-Prozesse zeigen dabei, wie Technologie und Strategie Hand in Hand gehen können.

Nachhaltigkeit: CO2-Bilanz als Wettbewerbsvorteil

Leonhard Klisch von der WBA Aachener Werkzeugbau Akademie hob die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit hervor. Kunden fordern zunehmend CO2-Bilanzen, sowohl auf Unternehmens- als auch Produktebene.

Ralf Dürrwächter konnte aus den Gesprächen mit Werkzeug- und Formenbauern bestätigen, dass sich »grüne« Investitionen in aller Regel in sehr kurzer Zeit für die Betriebe rechnen würden. Er erwartet zudem, dass in Zukunft auf Angeboten auch Angaben zum Corporate Carbon Footprint (CCF; CO2-Bilanz für Unternehmen) und Product Carbon Footprint (PCF; CO2-Bilanz von Produkten) Standard werden und die Betriebe darauf vorbereitet sein müssen.

Mit dem »Werkzeugpass« unterstützt die WBA Betriebe dabei, ihre ökologischen Fußabdrücke transparent zu machen und gleichzeitig Kosten zu senken. Investitionen in grüne Technologien rechneten sich, so Klisch, oft schneller als erwartet.

Zukunft gestalten

Der Treffpunkt Werkzeugbau 2024 beim Präzisionswerkzeugspezialisten Walter machte deutlich, dass die Branche vor großen Herausforderungen steht, jedoch durch Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit gut gerüstet ist. Der Mix aus technologischem Fortschritt, wirtschaftlicher Stabilität und ökologischer Verantwortung gibt dem Werkzeugbau eine klare Richtung: hin zu einer resilienten und zukunftssicheren Industrie.

VDWF und Walter freuten sich über die große Anzahl der Teilnehmenden (Bild: VDWF).

VDWF und Walter freuten sich über die große Anzahl der Teilnehmenden (Bild: VDWF).

Der nächste »Treffpunkt Werkzeugbau« findet am 27. Februar 2025 bei der OSG GmbH in Göppingen statt.

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