Online-Kongress »Biopolymer«
Veranstaltungen
Mit Vorträgen von Praktikern für Praktiker und neuen Formaten lädt der Kongress »Biopolymer – Processing & Moulding« am 14. Juni 2022 zur Online-Teilnahme ein. Die live aus Merseburg ins Internet gestreamte Tagung ist seit 2018 einer der wichtigsten Treffpunkte von Herstellern, Verarbeitern und Anwendern von Biokunststoffen aus aller Welt.
Die handgefertigten Trophäen werden im Juni verliehen (Bild: Polykum).
Nachhaltiges Wirtschaften wird oft mit Verzicht gleichgesetzt. Nach Überzeugung von Prof. Dr. Michael Braungart sollte die Ökonomie der Zukunft sich jedoch eher am Vorbild eines Kirschbaums orientieren: »Der Baum produziert verschwenderisch Blüten und Früchte«, gibt der Professor der Leuphana Universität Lüneburg zu bedenken, »aber er ist dabei gänzlich Teil des natürlichen Kreislaufs und nützlich für alles Leben um ihn herum.« So liefere er Nahrung für Insekten und andere Tiere, Laub für Humus, Sauerstoff für die Atmosphäre und vieles mehr. »Wenn unsere Wirtschaft genauso funktionieren würde, wäre zukünftiges und umweltverträgliches Wirtschaften keine Frage von Verzicht«, regt er an, Denkmuster zu durchbrechen. Wie sich das Vorbild des Kirschbaumes in der Kunststoffbranche mit Leben erfüllen lässt, möchte der Ecodesigner und Miterfinder des Cradle-to-Cradle-Konzepts am 14. Juni in seinem Impulsvortrag an Beispielen aus der Praxis erläutern.
Themenbereiche und Preisverleihung
Die internationale Tagung, 2018 von der gemeinnützigen Fördergemeinschaft für Polymerentwicklung und Kunststofftechnik Polykum im mitteldeutschen Chemiedreieck ins Leben gerufen, findet in diesem Jahr bereits zum vierten Mal statt, zum zweiten Mal als Online-Event. Mit anwendernahen Vorträgen rund um biologisch basierte und biologisch abbaubare Kunststoffe verzeichnete die Veranstaltung 2021 mehr als 700 registrierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 42 Ländern. Die Teilnahme ist kostenfrei, Tickets können über die Website gelöst werden.
In drei Blöcken widmen sich am 14. Juni 2022 jeweils drei Referierende den Themenbereichen »Bioökonomie und Rohstoffe«, »Werkstoffe und Additive« sowie »Anwendung, Recycling und Ökobilanzierung«. Im vierten Tagungsabschnitt werden die Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs um die »Biopolymer Innovation Awards« ausgezeichnet.
Die von der Jury nominierten Preisträger der diesjährigen Auszeichnungen liefern Belege dafür, wie Biokunststoffe neue Einsatzgebiete erobern und die Abhängigkeit von Öl und Gas sowie den CO2-Fußabdruck verringern. Die folgenden drei Unternehmen wurden von der Jury als Kandidaten für den mit 2000 Euro dotierten Hauptpreis nominiert:
- Earth Renewable Technology aus dem brasilianischen Curitiba konnte die Jury mit einer compoundiertechnischen Meisterleistung überzeugen, die dem weltweit bislang wohl meistgenutzten Biopolymer Polylactid (PLA) nach Überzeugung der Juroren neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet. Mit dem »Short Fiber Reinforced (SFRP) in FC 10130 biopolymer composite« integriert das Unternehmen PLA-Fasern erfolgreich in eine PLA-Matrix. Das so entstehende Monomaterial ist nicht nur besonders gut rezyklierbar, sondern verleiht dem biobasierten und bioabbaubaren Kunststoff auch verbesserte Gebrauchseigenschaften.
- Die Home Eos SA aus dem belgischen Farciennes hat mit »stopsound« einen neuartigen biobasierten, biologisch abbaubaren Kunststoff entwickelt, der sehr gut Vibrationen absorbiert, von Natur aus feuerhemmend und wärmeisolierend wirkt sowie bei seiner Herstellung bis zu acht Mal weniger Energie verbraucht als ähnliche konventionelle Kunststoffe.
- Die SachsenLeinen GmbH aus Markkleeberg entwickelte ein Verfahren zur Herstellung von Unidirectional-Tapes aus Hanffasern und biobasierten Kunststoffen wie PLA und PA. Die Tapes werden in Formteilen z. B. von Microcars, Sportgeräten etc. verarbeitet, um besonders stabile und ressourcensparende Strukturen mit weiteren Eigenschaften wie einer hohen Schwingungsdämpfung zu ermöglichen.
Partnerregion Südamerika
Nach Indien im vergangenen Jahr ist bei der diesjährigen Tagung Südamerika Partnerregion. Dank der Unterstützung durch Germany Trade and Invest (GTAI), der Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing des Bundeswirtschaftsministeriums, konnten Kontakte zu Verbänden, Unternehmen und Fachmedien in Lateinamerika geknüpft werden. So werden Arturo Madero und Esteban Guzman, Mitgründer des Verbands der Bioplastproduzenten Mexikos, über ihre Erfahrungen bei der Einführung von Biokunststoffen in ihrem Land berichten. Janosch Siepen und Edwin Schuh von der GTAI und ein Referent des kolumbianischen Branchenverbands Acoplasticos geben Einblicke in weitere besonders interessante Märkte Mittel- und Südamerikas.
Weitere Vortragende kommen aus Kanada und der Schweiz. Renommierte deutsche Forschungseinrichtungen wie die RWTH Aachen und die Fraunhofer-Gesellschaft sind ebenso vertreten wie Mittelständler und Start-ups. Teilnehmende können im Live-Chat Fragen stellen und sich zum Abschluss des Kongresstags in der »Speaker’s Corner« mit Referentinnen und Referenten ausführlich austauschen.
