Ergebnis der 24. Composites-Markterhebung
Zum 24. Mal hat Composites Germany aktuelle Kennzahlen zum Markt für faserverstärkte Kunststoffe erhoben. Befragt wurden alle Mitgliedsunternehmen der Trägerverbände von Composites Germany: AVK und Composites United sowie des assoziierten Partners VDMA.

Bewertung der derzeitigen generellen Geschäftslage (Grafik: Composites Germany).
Zunehmend kritische Bewertung der aktuellen Geschäftslage
Auch in der aktuellen Erhebung konnte keine Aufhellung der Stimmung im Hinblick auf die generelle Geschäftslage wahrgenommen werden. Mit Ausnahme einiger weniger positiver Tendenzen zeigt der entsprechende Indikator seit 2022 nach unten. Auch in der aktuellen Befragung ist weiterhin keine Trendumkehr festzustellen, die Bewertung der generellen Geschäftslage gibt in allen genannten Regionen deutlich nach.
Für die negative Stimmung werden vielfältige, z. T. unveränderte Gründe genannt: Hohe Energie-, Rohstoff- und Logistikkosten bleiben eine starke Belastung, hauptsächlich für die deutsche Industrie, aber auch für andere Länder in Europa. Hinzu kommen eine schwächelnde Gesamtkonjunktur und eine gesamtwirtschaftliche Schwäche, insbesondere in Europa und Deutschland. Hiervon sind in besonderem Maße auch die für die Composites-Industrie zentralen Anwendungsbereiche Transport/Automotive und Bau-/Infrastruktur betroffen.
Hinzu kommt eine zunehmende Exportschwäche vieler Volkswirtschaften, vor allem im Hinblick auf den chinesischen Markt, wo aufseiten der Rohstoffe und Fertigprodukte, z. B. im Bereich der Automobilproduktion, eine starke Konkurrenz zu europäischen Produkten wächst und die Anbieter hier preislich stark belastet. Politische Unsicherheiten, protektionistische Tendenzen und kriegerische Auseinandersetzungen verschlechtern das Wirtschaftsklima zusätzlich.
Problematisch bleibt weiterhin, dass es der Politik derzeit nicht zu gelingen scheint, ein wirtschaftsförderliches Umfeld zu schaffen. Hinzu kommen fehlende Antworten der hiesigen Hersteller. In den vergangenen zwei Jahren zeigte der Composites-Markt starke Rückgänge, und auch für das laufende Jahr gibt es aus der Industrie weiterhin pessimistische Signale. Bereits das dritte Jahr in Folge sinkt das europäische Produktionsvolumen im Kontrast zu einem wachsenden Weltmarkt.
Der europäischen Composites-Industrie drohe ein fortschreitender Niedergang, wenn es nicht gelinge, entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine konkurrenzfähige Produktion ermöglichen. Deutschland stehe derzeit wirtschaftspolitisch und ökologisch vor strukturellen Änderungen, die als notwendig angesehen werden. Diese notwendigen Anpassungen würden viele Jahre dauern und hohe Investitionen erfordern.
Composites Germany rät daher dringend, hier endlich eine Balance zwischen notwendiger Belastung für Industrie und Unternehmen, aber auch für private Haushalte zu finden sowie andererseits zu entsprechenden Entlastungen.
Unterschiedliche Zukunftserwartungen
Zur aktuell negativen Grundstimmung in der Industrie passt nicht nur die pessimistische Bewertung der aktuellen Geschäftslage, auch die zukünftige generelle Marktsituation wird von den Befragten kritisch bewertet. Nur 19 % gehen aktuell von einer Verbesserung der weltweiten Situation aus. Für Deutschland und Europa liegt der Wert nur knapp über 10 %. Vor allem für Europa stürzt der Wert regelrecht ab, im Vergleich zur letzten Erhebung.

Bewertung zukünftige generelle Geschäftslage (Bild: Composites Germany).
Demgegenüber steht eine eher positive Bewertung der eigenen Geschäftslage. Hier konnte der negative Trend der letzten zwei Jahre für die weltweite und europäische Einschätzung der eigenen Position aufgehalten werden. Im Rahmen der aktuellen Erhebung drehen die Indikatoren ins Positive.
Nur für Deutschland bleibt die Einschätzung kritisch. Lediglich rund ein Drittel der Befragten bewerten die aktuelle eigene Situation positiv. Dies gilt auch für die zukünftigen Erwartungen. 28 % der Befragten erwarten eine negative Entwicklung der generellen Marktsituation in Deutschland. Nur 21 % erwarten eine Verbesserung der aktuellen Situation.

Bewertung der derzeitigen eigenen Geschäftslage (Bild: Composites Germany).
Für Europa und auch die Welt zeigen sich bessere Kennwerte. So erwarten nur 7 % eine weitere Verschlechterung der weltweiten Situation. Für Europa liegt der Wert bei 11 %.
Investitionsklima bleibt verhalten
Die aktuell zurückhaltende Bewertung der wirtschaftlichen Situation wirkt sich weiterhin auf das Investitionsklima aus. Es zeigen sich aber auch hier erste positive Signale. Nachdem in der letzten Befragung noch 13 % von einem Anstieg der Personalkapazität ausgegangen waren (Befragung 2/2024), so liegt dieser Wert aktuell bei 19 %. Demgegenüber stehen aber immer noch 29 %, die von einem Rückgang im Bereich Personal ausgehen.

Einschätzung zur Personalentwicklung im kommenden halben Jahr (Zu 100 % fehlende Angaben resultieren aus Rundungsungenauigkeiten; Bild: Composites Germany) .
Der Anteil der Befragten, die Maschineninvestitionen planen, ist weiterhin leicht rückläufig. Waren bei der letzten Befragung noch 44 % von entsprechenden Investitionen ausgegangen, so sinkt dieser Wert nun auf 42 % ab.
Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich
Der Composites-Markt ist durch eine starke Heterogenität sowohl material- als auch anwendungsseitig gekennzeichnet. In der Befragung wurden die Teilnehmenden gebeten, ihre Einschätzung hinsichtlich der Marktentwicklung unterschiedlicher Kernbereiche zu geben.
Die Erwartungen sind unterschiedlich. Der wichtigste Anwendungsbereich für Composites ist der Bereich Mobilität, der sich derzeit in starken Umbrüchen befindet. Dies zeigt sich auch in der Befragung, Wachstum wird vor allem in den Bereichen Luftfahrt sowie Bau-/Infrastruktur erwartet, wobei sich auch der Baubereich in Deutschland in einer Rezession befindet.

Einschätzung zur Entwicklung ausgewählter Anwendungsbereiche (Zu 100 % fehlende Angaben resultieren aus Rundungsungenauigkeiten; Bild: Composites Germany).
Wachstumstreiber mit leichten Bewegungen
Bei den Wachstumsimpulsen zeigt sich in der aktuellen Befragung leichte Bewegung. Hinsichtlich ihrer Einschätzung, aus welchen Bereichen zukünftig die maßgeblichen Wachstumsimpulse für die Composites-Industrie kommen werden, konnte GFK leicht zulegen. CFK ist hingegen leicht rückläufig.
Regional kommt es zu einer leichten Verschiebung. Die wesentlichen Wachstumsimpulse werden aus Asien und Nordamerika erwartet, wobei die Nennungen Asiens leicht rückläufig sind und Nordamerika leicht zulegen kann. Aber auch die EU (außer Deutschland) wird vielfach als Wachstumsregion genannt. Deutschland wird weiterhin weniger stark als Wachstumstreiber gesehen und verharrt auf niedrigem Niveau.
Composites-Index divergent
Wie bereits angedeutet, zeigt der Composites-Index in unterschiedliche Richtungen. Während die Bewertung der eigenen Geschäftslage ins Positive dreht, bleibt die Bewertung der generellen Geschäftslage pessimistisch.

Composites-Development-Index (Bilder: Composites Germany).
In den vergangenen drei Jahren hat der europäische Composites-Markt fast 20 % seines Produktionsvolumens eingebüßt und fällt auf den Stand von 2010/2011 zurück. Dabei sind fast alle Bereiche gleichermaßen von Rückgängen betroffen. Bis zur Corona-Pandemie zeigte sich für viele Jahre ein kontinuierlicher Anstieg des Produktionsvolumens. Seit Beendigung der Corona-Krise und mit Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten scheinen Europa und speziell Deutschland als Wirtschaftsstandort unattraktiver zu werden. Bei einem Anstieg des weltweiten Produktionsvolumens nimmt der Marktanteil Europas mittlerweile kontinuierlich ab. Für den Verband ist klar, dass sich schnell etwas ändern muss, wenn der Industriestandort gesichert bleiben soll, denn einmal abgewanderte Unternehmen hole man schwer wieder zurück.
Es bleibe abzuwarten, ob es gelingen werde, der negativen Entwicklung gegenzusteuern. Hier wäre für Composites Germany ein zielgerichtetes Eingreifen – auch der politischen Entscheidungsträger – wünschenswert. Dies könne aber ohne die Industrie nicht gelingen. Nur gemeinsam werde es möglich sein, den Wirtschafts-/Industriestandort Deutschland zu erhalten und erneut zu stärken.
Für Composites als Materialgruppe generell würden sich, aufgrund des speziellen Eigenschaftsportfolios, nach wie vor sehr gute Chancen zum Ausbau der Marktposition in neuen, aber auch bestehenden Märkten zeigen. Die Abhängigkeit von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen jedoch bleibe bestehen.
Composites Germany empfiehlt, über Innovationen neue Marktfelder zu erschließen, Chancen konsequent zu nutzen und gemeinsam daran zu arbeiten, Composites weiter in bestehenden Märkten zu implementieren. Dies könne gemeinsam oftmals besser gelingen als allein. Composites Germany biete mit seinem umfangreichen Netzwerk vielfältige Möglichkeiten.