Terminologie-Findung

Artikel vom 17. April 2023
Verbände, Ausbildung und Weiterbildung
Detailaufnahme der Lesehilfe mit austretendem Weichmacher auf der Oberfläche (Bild: Lisa Burkart/TH Köln).

Detailaufnahme der Lesehilfe mit austretendem Weichmacher auf der Oberfläche (Bild: Lisa Burkart/TH Köln).

Bei der Restaurierung und Konservierung von Kunststoffen sind Fachleute aus Kultur-, Material- und Restaurierungswissenschaften gefragt. Bislang haben diese für gleiche oder ähnliche Beobachtungen wie Herstellungsfehler, Schäden oder Alterungserscheinungen ihr eigenes Vokabular verwendet, was zu Missverständnissen führen kann. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern, hat ein internationales Forschungskonsortium unter der Leitung der TH Köln eine gemeinsame Terminologie für die Erhaltung von Kunststoffen entwickelt. Diese umfasst mehr als 100 Begriffe und soll deutsch- sowie englischsprachig unter Open-Access-Bedingungen verfügbar gemacht werden. Bisher werden bei Restaurierung und Konservierung von Kunststoffen Bewertungskriterien, Fachbegriffe und Schadensbeschreibungen eher inkonsistent angewendet. Als Beispiel wird der Begriff Ausschwitzen genannt, mit dem in der Materialwirtschaft eine sichtbare Absonderung auf der Oberfläche beschrieben wird. Bei der Restaurierung ist damit jedoch eine Wanderung flüssiger Bestandteile aus dem Inneren des Materials an die Oberfläche gemeint.

Über 20.000 Objekte untersucht

Das interdisziplinäre Forschungsteam hat einzelne Objekte wie eine Lesehilfe, eine Kaffeemühle oder Spielzeug aus der etwa 20.000 Objekte umfassenden Sammlung des Deutschen Kunststoffmuseums untersucht. Zunächst wurden Formgestaltung, Herstellungstechnik, Materialität und Funktion dieser exemplarischen Gegenstände aus der jeweiligen Perspektive der drei Disziplinen beschrieben und die Ergebnisse anschließend zusammengeführt. Diese Betrachtung hat das gegenseitige Verständnis gestärkt und für Feinheiten sensibilisiert: Es gibt z. B. Veränderungen an Gegenständen, die auf den ersten Blick als Schaden wahrgenommen werden könnten, jedoch durch die Herstellungstechnik entstanden sind und daher nicht unbedingt restauriert werden müssen.

In einem weiteren Schritt wurde aus den Ergebnissen der gemeinsamen Betrachtung eine deutsch- und englischsprachige Terminologie mit mehr als 100 Bewertungskriterien, Fachbegriffen und Schadensbeschreibungen abgeleitet. Darin wird die Bedeutung der Vokabeln aus Sicht der verschiedenen Disziplinen erläutert, mit Bildern illustriert und es werden Vorschläge für ein gemeinsames Verständnis formuliert. Zu der im Projekt entstandenen Terminologie soll in weiteren Projektarbeiten eine praktische Handreichung, etwa in Form einer Open-Access-Publikation und eines analogen Fächers, der im Depot von Kunstmuseen genutzt werden kann, erarbeitet werden.

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